Erfahrungen/Erkenntnisse

Den anderen zuliebe …

… werden oft Konflikte vermieden, um etwa berufliche oder private Beziehungen nicht zu gefährden.
… werden oft die eigenen Bedürfnisse zurückgesteckt bzw. gar nicht mehr wahrgenommen.
… wird oft in Kauf genommen, dass man über die eigene Grenzen gedrängt wird.
… wird oft die eigene wahre Natur verleugnet und positive Eigenschaften ins Negative umgekehrt.
… passt man sich oft Situationen an, die energetisch klein und schwach machen.
… wird oft auf Kompromisse eingegangen, die zugunsten anderer ausfallen.

Man könnte wohl ein Buch mit weiteren derartigen Aufzählungen füllen. Ich kam heute im Gespräch mit einem meiner Herzensmenschen auf dieses Thema, welches nicht nur sie gerade beschäftigt, sondern auch mich schon ein Leben lang begleitet.
Sehr lange Zeit hatte ich den anderen zuliebe mein wahres Ich teilweise verleugnet und tief vergraben. So lange, bis ich immer öfter an meine Grenzen stieß und gar nichts mehr ging – auch den anderen zuliebe nicht mehr.
Der Weg zur Selbstliebe und zum Erkennen, Akzeptieren und Befriedigen der eigenen Bedürfnisse war und ist ein herausfordernder und bereichernder gleichermaßen. Zwangsläufig wandelt und entwickelt man sich nicht nur selbst, sondern setzt oftmals auch weitreichende und unbestimmte Prozesse, die das persönliche Umfeld mit einbeziehen, in Gang. Dies kann naturgemäß zu Angst und Unsicherheit führen und es erfordert Mut, Stärke und Willenskraft, um sich auf diese lohnenswerte Reise einzulassen.

Mittlerweile wende ich meine eigene Auffassung vom Begriff „zuliebe“ an . Wenn ich etwas anderen oder mir zuliebe mache, liegt mein Hauptaugenmerk auf dem Wortstamm „Liebe“.
So mache ich anderen zuliebe etwas, wenn ich es aus Liebe, Freude und von Herzen gerne tue.
Fehlen diese Parameter, dann weiß ich, dass es dem Bereich der Verpflichtungen und Glaubenssätzen zuzuordnen ist. In diesen Fällen gilt es genau hinzusehen und sich zu fragen:

Warum tue ich das jetzt, obwohl es mir widerstrebt? Was habe ich davon bzw. was gibt es mir? Welche Glaubenssätze könnten dahinterstecken? Was passiert, wenn ich es nicht mache oder anders als von mir erwartet?

Je öfter wir uns diese Fragen stellen und Antworten darauf finden, desto klarer werden sich die eigenen Bedürfnisse und Wünsche im Laufe der Zeit zeigen. Es erfüllt mit Stolz und nährt die Selbstliebe, wenn etwas nicht mehr den anderen zuliebe getan wird, weil man erkannt hat, dass die „Liebe“ dazu fehlt. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass es immer leichter und selbstverständlicher wird, sein eigenes Wohlbefinden und Glück in den Vordergrund von Überlegungen und Handlungen zu stellen.

Was mich in meinem Prozess bedeutend unterstützt hat, ist die Vorstellung, auf welches Leben ich auf meinem Sterbebett liegend zurückblicken möchte.
Bronnie Ware schreibt in ihrem Buch „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ darüber, dass die Menschen in ihren letzten Tagen und Stunden stets dasselbe Bedauern und dieselben Vorwürfe äußern.

  1. Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben
  2. Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet
  3. Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken
  4. Ich wünschte mir, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden aufrechterhalten
  5. Ich wünschte, ich hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein

Es gelingt mir nicht immer, aber ich versuche so oft und so gut es mir möglich ist, mein Handeln und Denken unter dem Gesichtspunkt der oben angeführten Aussagen auszurichten. So hat sich für mich im Laufe der Zeit ein Lebensmotto ergeben, welches ich zum Abschluss mit euch teilen möchte:

„Mir zuliebe achte ich darauf, was ich anderen zuliebe tue“

In diesem Sinne wünsche ich einen wundervollen Tag,
der ganz viel von „mir zuliebe“-Begebenheiten für euch bereithalten mag.

Herzensgrüße,
Eure Alessa

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